Seit Kurzem bietet Arcor Spielfilme via Internet-Streaming an.

Hier eine kurze Leistungsbeschreibung - von Arcor selbst:

Aktuell sind rund 800 Filme abrufbar, darunter Filme wie "French Kiss",
Jackie Chan, etc. Die Idee fußt auf der "On-Demand"-Lösung: Sie wählen das
Genre, das Sie wünschen, zum Zeitpunkt den Sie wünschen....

Wir streamen nicht, Video on Demand bei Arcor ist ein "progressive"
Download, d.h., Sie können die verschlüsselten Dateien entweder
speichern und später mit einem digitalen Key betrachten oder eben den Film sofort
genießen. Jeder film kann für 24 Stunden beliebig oft angeschaut werden.

Die Qualität entspricht VHS-Standart; die Übertragungsrate liegt knapp
über 500 Kbit. Diskutiert wird darüber bereits seit Dezember 2001 von
zahlreichen Journalisten, die Berichterstattung spricht für sich. Wir
haben für unsere User zudem bei www.arcor.de ein eigenes Forum dazu
eingerichtet, um die Usability bei entsprechenden Anmerkungen entsprechend
stetig zu verbessern.

Dieterix hat dieses "neue Medium" mal getestet und mir seinen Bericht darüber zur
Verfügung gestellt, wofür ich mich recht herzlich bedanke.
Nachfolgend also nun sein Bericht:

Nun ja, als alter Rentner hat man ja Zeit, also habe ich am Freitag das
Ganze mal durchgezogen. Wenn man einfach mal auf die Homepage www.arcor.de
geht, erfährt man nichts über die versprochenen 800 Filmtitel. Zuerst muss
man bei denen Mitglied werden, mit einem üblichen Fragebogen, aber mit
zusätzlich Personalausweis-Daten, wohl wegen des hochgelobten
Jugendschutzes. Dann muss man eine Kleingeldbörse einrichten, und mit
meinen Girokonto-Daten buchen die dann einen von mir bestimmten Betrag
(leichtsinnig gleich 25 Euro) von meinem Konto ab in diese Börse. Immerhin
kann man sofort über dieses Kleingeld verfügen. Ganz Misstrauische hätten
jetzt erstmal den Eingang des Geldes abgewartet!

Jetzt hatte ich bei denen eine Zugangskennung samt Passwort, und jetzt
konnte ich das Filmangebot begutachten. Na ja, ich bin keine Videothekar,
aber die meisten Titel bei Action/Thriller/Science Fiction/Komödie usw. sind
mir noch nicht begegnet, außer zweien, die in meiner Wunschliste vorkamen,
immerhin. Bei etwa einem Drittel des Angebots war noch nicht mal der Name
des Films zu sehen, nur ein fetter 18 Jahre-Jugendschutzhinweis. Bei
'Kinder' scheint mir das Angebot vielfältiger zu sein, aber da kenne ich
mich nun überhaupt nicht aus.

Um an die Jugendschutz-Titel heranzukommen, musste ich ein Formular
ausdrucken und damit Samstag früh zum Postamt gehen, wo der Beamte
meinen Personalausweis prüfte und mich ein weiteres Formular, diesmal von
denen, unterschreiben ließ, mit der ernsthaften Frage, ob ich auch einen
Briefumschlag mitgebracht hätte (die sparen, wo sie können!). Es ging dann
auch ohne. Offensichtlich schicken die den Wisch direkt an Arcor,
jedenfalls kann ich seit heute (Dienstag) auch die vorher gesperrten Titel
sehen.

Aber zurück zu Freitag, einen dieser zwei Filme ausgewählt, 'Laserhawk' in
der Rubrik Science Fiction. Da bekommt man einen Systemcheck angeboten, wo
mir bedeutet wurde, dass mir der Windows-Mediaplayer fehlt. Diesen von
angegebener Seite downgeloadet, beim Installieren zum Schluss einen blauen
Systemabsturz überlebt. Dann das Feld 'Film bezahlen' angeklickt und die
verlangten 3,50 Euro (für großzügig beliebig oft Betrachten innerhalb von
24 Stunden) aus meiner Börse bezahlt, und schon begann das Downloaden, mit
T-DSL mit ungefähr 700 kB/s, in ein von mir bestimmtes Verzeichnis. Man
hat da einen Fortschrittsbalken mit Angabe der noch verbleibenden
Downloadzeit sowie ein Feld, was nach einer Weile grün wurde und besagt,
dass ich jetzt parallel zum Download mit dem Mediaplayer den Film
betrachten könnte. Ich habe lieber mal abgewartet (dauerte eine Stunde)
und den Player erst danach angeworfen. Der startet erst mal wieder einen
Internet-Dialog mit Arcor, ob ich die Datei ansehen darf, was dann
klappte, mit einem Hinweis, dass jegliches Manipulieren an der Filmdatei
zu schweren Systemschäden führen kann, und jetzt kommt der weniger schöne
Teil dieses Berichtes, denn das Bild war flau, die Buchstaben der
Schauspielernamen im Vorspann unscharf, alles viel zu dunkel, Szenen bei
hellichtem Tag erschienen wie stark bewölktes Wetter, und Szenen bei Nacht
waren kaum zu erahnen.

Also Samstag früh bei CONRAD die passenden Kabel (Y/C sowie CINCH) und
Adapter (3,5 mm Stereo Klinke nach CINCH) gekauft, um von meiner
Graphikkarte (kein Billigprodukt, eine ASUS V8200 DeLuxe GeForce3 mit 64
MB DDR-RAM) per S-VHS auf die Front-Eingänge meines 80cm 16:9 Sony-TV zu
kommen. Dann festgestellt, dass die Graphikkarte nur wahlweise auf dem TV
oder dem Monitor ausgeben kann, und endlich meinen Film auf dem TV
betrachtet, war auch nicht viel besser. Gegen Abend war natürlich meine
'Lizenz' abgelaufen, also nochmal bezahlt, und wirklich, wenn man nachts
das Zimmer abdunkelt, konnte ich den Film betrachten, aber immer noch viel
zu dunkel, kontrastarm und unscharf, man gewöhnt sich aber dran. Dann mal
den anderen Film downgeloadet, diesmal einen Thriller, da war es mit der
Helligkeit besser, aber es sah dafür grobkörnig aus, und unscharf, wie ein
alter 16mm-Film.

Jetzt habe ich als (ur)alter Bitraten-Freak mal gerechnet:
Am Anfang des digitalen Fernsehens hatten renomierte Sender wie ARD, ZDF,
aber auch die Holländer Bitraten von 5 bis 7 MBit/s. Bald waren es mehr
Programme auf einen Transponder, die Bitraten sanken, aber dann kam der
statistische Multiplex, die dynamische Bitraten-Zuweisung, wo die
einzelnen Programme auf einem Transponder dauernd die Bitrate bekamen, die
der Bildinhalt verlangte, sodass der Zuschauer keinen Qualitätsverlust
mitbekam. Bei Premiere (-World) kam dieses Verfahren recht spät zum
Einsatz, und ich war schon sauer, wenn die Bitraten sich um die 2 bis 3
MBit/s bewegten, bei deutlich sichtbar schlechterer Bildqualität!

Und Arcor übergibt dem Mediaplayer gerade mal 417 kBit/s, also knapp
einem halben MBit/s oder Faktor 4 bis 6 schlechter, vielleicht sogar
gewollt, damit die DSL-Verbindung nicht weniger liefert, als der Player
'verbraucht'. Denn man schimpft sich ja 'Video on Demand', also anstarten
und sofort sehen, da geht halt über Internet und DSL nicht viel mehr!

Mal anders gerechnet:
Ein 90 Minuten-Film hat als übertragene (.wmv-)Datei gerade mal 351 kB,
also etwa eine halbe CD, während ich im Internet Spielfilme ähnlicher
Länge gesehen habe, die hoch komprimiert und mit eingeschränkter Qualität
knapp auf zwei CDs passten, also wieder Faktor 4 bis 5. Das kann also gar
nicht zufriedenstellend aussehen! Und Paul Gerhards (Arcor) Aussage 'Die Qualität
entspricht VHS-Standart' ist also mindestens stark geschönt, eine
Werbeaussage eben.

Bei (Kinder-)Zeichentrickfilmen wird das sicher viel besser, die
brauchen sehr viel weniger Bitrate, mal ausprobieren, schließlich muss ich
ja meine Börse verbrauchen.

Dieterix
(20.August 2002)